- Katharina Wawer
Green Rider für Veranstaltungen: Praxisnahe Tipps & Tricks um Dein Event nachhaltiger zu gestalten
Aktualisiert: 1. Aug.

Du möchtest, dass Deine Veranstaltung nachhaltiger wird, weißt aber nicht wo Du beginnen sollst?
Dann haben wir genau das Richtige für Dich: den Green Rider von Abend.net. Im folgenden Artikel findest du hilfreiche Tipps und Tricks, um Veranstaltungen möglichst klimaneutral umzusetzen. Schließlich wollen auch unsere Enkel*innen noch auf dieser Erde tanzen!
Effizienz - Konsistenz - Suffizienz
Vorab möchten wir Dir die Idee von Effizienz - Konsistenz - Suffizienz vorstellen.
Der Gedanke der Effizienz ist am geläufigsten: vorhandene Ressourcen gezielter einsetzen, sodass man den gleichen Nutzen hat, der Verbrauch allerdings sinkt. Konsistenz und Suffizienz hingegen sind weniger bekannt. Bei der Konsistenz geht es darum, anders zu produzieren. Also mit Hilfe von erneuerbaren Energien oder Materialien, die sich recyceln lassen. Die Suffizienz bezieht die Konsumierenden mit ein - die Idee: weniger konsumieren und dadurch weniger produzieren müssen.
Kombiniert miteinander funktionieren die drei Ansätze am besten und schützen Mensch und Natur.

Oftmals ist es aber gar nicht so leicht, die Theorie aus eigener Kraft in der Praxis umzusetzen und Effizienz, Konsistenz und Suffizienz bei Veranstaltungen miteinander zu vereinen. Daher empfehlen wir Euch, die drei Ansätze bei Euren Entscheidungen mitzudenken und wenn es möglich ist auch umzusetzen. Wie sonst auch gilt hier: der erste Wurf muss nicht perfekt sein und kleine Veränderung ist besser als keine Veränderung.
Dein Event nachhaltiger gestalten - in 8 Bereichen
Nun geht’s weiter mit unseren Tipps und Tricks um dein Event nachhaltiger zu gestalten, in den Bereichen: Energie, Lebensmittel und Getränke, Mobilität, Unterkunft, Besucher*innen, Equipment, Abfallmanagement und Kommunikation.
Energie

Das Thema Energie ist auf Veranstaltungen allgegenwärtig: Die Bühne wird bestrahlt, die Mikros müssen funktionieren und auch das Bier im Kühlschrank sollte kalt sein. Hier werden also ganz schön Ressourcen benötigt. Um das so klimafreundlich wie möglich zu gestalten haben wir folgende Impulse dabei:
Erneuerbare Energien beziehen
First things first: die Energie, die auf jeden Fall benötigt wird, so grün wie möglich einkaufen. Tipp: Stromanbieter*innen die vom “Grüner Strom Label e.V.” zertifiziert sind, sind wirklich nachhaltig.
Innenräume begrenzt beheizen
Hier hilft jedes Grad - Vorhänge und Teppiche verringern den Wärmeverlust und helfen somit, Räume länger warm zu halten.
Elektronische Geräte bei Nichtbenutzung ausschalten
Eine Kleinigkeit, die hilft: Geräte, die gerade nicht genutzt werden, ausschalten und vom Strom nehmen.
Licht ausschalten
Klingt simpel, wird aber oft vergessen: beim Verlassen des Raumes das Licht ausschalten.
Energiesparlampen nutzen
Auch wenn sie mittlerweile häufig genutzt werden - der Wechsel zur Energiesparlampe schont den Geldbeutel und die Umwelt.
Lebensmittel und Getränke

Ein Must-Have bei jeder Veranstaltung: gutes Essen und sprudelige Getränke!
Hier kann in Sachen Nachhaltigkeit mit wenig Aufwand richtig viel passieren:
Veganes/vegetarisches Essen
Schmeckt nicht nur super, sondern schont auch die Umwelt. Der Verzicht auf Fleisch und/oder andere tierische Produkte spart CO2 und Wasser ein.
Bio und regionale Lebensmittel
Je näher der Herstellungs- oder Ernteort der Lebensmittel, desto geringer sind Schäden durch den Transport (zum Beispiel per Schiff). Die Auswahl von Bio-Lebensmitteln ist nicht nur gesünder, sondern auch weniger schädlich für die Umwelt, da manche Stoffe, wie zum Beispiel verschiedene Dünger, nicht verwendet werden dürfen.
Mit lokal Produzierenden zusammenarbeiten
Für Food-Trucks, das Catering und andere Angebote macht es Sinn, mit lokalen Anbieter*innen zusammenzuarbeiten. Schont die Umwelt und unterstützt die Wirtschaft vor Ort.
Plastikfrei
Nicht nur ein Thema, wenn es um Geschirr geht - auch Lebensmittel und Getränke sollten möglichst plastikfrei auskommen. Hier kann man zum Beispiel unverpackte Lebensmittel kaufen (oder mit Anbieter*innen zusammenarbeiten, die dies tun), auf Pfandflaschen setzen und möglichst Großpackungen kaufen, die weniger Müll produzieren.
Pfand und Mehrwegbesteck
Plastik-Strohhalme gehören zum Glück der Vergangenheit an - doch auch in diesem Bereich kann man bei Veranstaltungen noch mehr rausholen. Clevere Mehrweg- und Pfandsysteme minimieren den entstehenden Müll deutlich.
Mit Foodsharing zusammenarbeiten
So landen möglichst wenig Lebensmittel auf dem Müll.
Mobilität und Unterkunft

Egal, um welche Veranstaltung es sich handelt - eines haben alle gemeinsam: Besucher*innen, Künstler*innen und Veranstalter*innen reisen zur Location an.
Hier gibt es jede Menge Möglichkeiten, die An- und Abreise ressourcenschonend zu gestalten:
Zug
Die Anreise mit dem Zug: Vor allem Für Besucher*innen und Künstler*innen mit wenig Equipment geeignet. Tipp: Die Deutsche Bahn bietet für größere Veranstaltungen das “Veranstaltungsticket” an. Damit können die Menschen zu einem Festpreis ganz bequem direkt zum Veranstaltungsort reisen.
E-Mobilität
Wenn sich das Auto nicht vermeiden lässt, ist ein E-Auto eine gute Wahl. Deutlich weniger umweltschädlich und für kurze bis mittellange Strecken gut geeignet. Bei längeren Strecken lohnt sich ein wenig Planung, da zwischendurch geladen werden muss.
Fahrgemeinschaften
Als Veranstalter*in kannst Du dich um die Planung von Fahrgemeinschaften kümmern, oder die Besucher*innen und Künstler*innen dazu animieren, gemeinschaftlich anzureisen.
CO2 Ausgleich
Wenn alles nichts hilft und das Flugzeug, das Schiff, oder doch eine lange Autofahrt mit einem Diesel her muss, gibt es die Möglichkeit, das freigesetzte CO2 durch einen CO2 Ausgleich zu kompensieren. Das sollte allerdings wirklich das letzte Mittel der Wahl sein.
Einen Katzensprung von der Location entfernt
Eine Unterkunft, die möglichst nah an der Location ist, ist nicht nur praktisch, sondern vermeidet auch lange Wege.
Nachhaltige Unterkünfte wählen
Es gibt viele Hotels, die großen Wert auf Nachhaltigkeit legen - Künstler*innen diese Unterkünfte zu empfehlen, senkt die Ressourcen, die für die Veranstaltung benötigt werden.
Besucher*innen

Die Menschen, die Dein Event besuchen, tragen einen großen Teil dazu bei, wie klimaschonend das Event letztlich wird. Wie wird die Anreise gestaltet, wie ist der Umgang mit Müll und und und. Hier bist Du als Veranstalter*in genauso gefragt wie die Besucher*innen. Die Idee der Suffizienz spielt dabei eine große Rolle, denn es geht nicht nur darum, die Rahmenbedingungen für ressourcenschonendes Handeln zu schaffen, sondern die Besucher*innen auch davon zu überzeugen, dass weniger Konsum und nachsichtiges Handeln sich lohnen.
Gemeinschaftliche Anfahrt organisieren
Die Anfahrt von vielen Menschen kann viel unnötigen CO2-Ausstoß durch Autos oder Flugzeuge bedeuten. Besonders bei Locations, die eher ländlich liegen, lohnt es sich, Strukturen zur Verfügung zu stellen, die es erleichtern Fahrgemeinschaften zu bilden. Ein Shuttle Service, oder die Zusammenarbeit mit einem E-Scooter oder Fahrrad-Verleih vor Ort kann ebenfalls helfen.
Anreize schaffen
Was bewegt die Menschen dazu, mit dem Shuttle, dem Rad oder dem Zug anzureisen? Vielleicht kann es kleine Extras geben für Menschen, die klimafreundlich reisen.
Zur Mülltrennung motivieren
Insbesondere auf großen Veranstaltungen ist Müll ein grundlegendes Thema. Umso wichtiger, die Besucher*innen dazu zu motivieren, Müll zu vermeiden und richtig zu trennen. Auch hier kann es helfen, Anreize zu schaffen, wie zum Beispiel Müllpfand oder Informationsbereitstellung.
Stempel statt Bändchen
Eine easy Möglichkeit, Müll zu vermeiden: Stempel statt Bändchen.
Equipment

Es wird so gut wie immer benötigt: das Equipment. Es gibt einige einfache Möglichkeiten die Belastung für die Umwelt zu senken, der ein oder andere Tipp erfordert allerdings auch logistisches Geschick:
Equipment teilen
Das nötige Equipment zu stellen oder die Backline miteinander zu teilen, vermeidet doppelte Transportwege und ist gelebte Suffizienz. Eine saubere Planung ist wichtig, damit auch alles da ist, was benötigt wird.
Energiesparendes Equipment und Geräte
Je weniger Strom das Equipment benötigt, desto besser! Dabei lohnt es sich vor allem darauf zu achten, dass als Leuchtmittel vorrangig LEDs benutzt werden. Und generell gilt, wenn das Equipment gerade nicht benötigt wird: Stecker ziehen.
Geräte reparieren lassen
Das Equipment erstmal reparieren zu lassen spart Ressourcen.
Equipment leihen
Equipment, das standardmäßig nicht benötigt wird, kann ebenso gut geliehen werden. Auch so werden Ressourcen gespart und Geräte stehen nicht ungenutzt im Lager.
Abfallmanagement

Das allgegenwärtige Thema Müll spielt auch bei Deiner Veranstaltung eine Rolle. Hier lohnt es sich allerdings richtig, Zeit zu investieren und kluge Konzepte zu erarbeiten, die zur Müllvermeidung beitragen und dazu motivieren, Abfälle richtig zu trennen.
Anreize zur Mülltrennung schaffen
Wir geben es zu: es gibt Themen, die deutlich sexier sind als Mülltrennung. Daher hilft es, alle für das Thema zu sensibilisieren und gegebenenfalls Anreize zu schaffen, um zur Müllvermeidung und -trennung zu motivieren.
Pfandsystem nutzen
Ein Anreiz kann ein Pfand für Becher, Flaschen, Geschirr und Besteck sein.
Genug Möglichkeiten zur Mülltrennung geben
Die Lieblingskünstler*in spielt gleich, aber für den Verpackungsmüll in der Hand ist gerade kein Mülleimer in Sicht. Das ist ärgerlich und verleitet dazu, den Müll kurzerhand fallen zu lassen. Genug Mülleimer auf dem Gelände, bzw. in der Location schaffen Abhilfe.
Vermeidung von Give-Aways und Flyern
Die ersten drei Minuten spannend und dann oft nicht mehr: Give-Aways jeglicher Art landen am Ende des Tages oft im Müll. Direkt darauf zu verzichten lohnt sich für die Umwelt.
Kommunikation mit Acts und Besucher*innen

Neben den Besucher*innen haben auch die Acts, bzw. Künstler*innen selbst Einfluss auf die Veranstaltung. In der Künster*innenkommunikation, genauso wie in der Kommunikation der Veranstaltung selbst, lohnt es sich daher, das Nachhaltigkeitskonzept zu teilen und um Unterstützung bei der Umsetzung zu bitten.
Was braucht ihr wirklich?
Eine Frage, die viele Transportwege, viele Einkäufe und viel Müll vermeiden kann. Welche Lebensmittel und Getränke sind im Backstage wirklich gewünscht, und wie viel wird auch wirklich konsumiert? Welches Equipment wird wirklich benötigt, und was davon muss die Band selber mitbringen? Wie reisen die Künstler*innen an und wie kannst Du als Veranstalter*in Anreize schaffen, die anderen Beteiligten zur Partizipation motivieren?
Wofür steht die Veranstaltung und wer bist Du als Veranstalter?
Umweltschonendes Verhalten wird leider oft als Bürde dargestellt. Der Mehraufwand gegenüber dem Status Quo und die Frage, welches Verhalten, welche Regeln oder Wünsche “zumutbar” sind, kommt immer wieder auf. Das ist eine Sichtweise auf die Dinge, es gibt jedoch noch eine andere. Effizienz, Konsistenz und Suffizienz in die Veranstaltungsplanung mit einzubeziehen und die Ideen gemeinsam mit Künstler*innen und Besucher*innen umzusetzen kann auch ein Selling Point sein. Ein Argument für die Veranstaltung - feiern mit gutem (oder zumindest besserem) Gewissen sozusagen. Als Veranstalter*in integer zu sein, für die eigenen Werte einzustehen und mit Menschen zusammenzuarbeiten, die diese auch unterstützen, muss keine Bürde sein. Es ist die Möglichkeit, Veränderung anzustoßen und klar zu machen, dass Rücksicht auf Mensch und Natur nicht gleichbedeutend ist mit weniger Freude bei Veranstaltungen - ganz im Gegenteil.